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Ampico-Selbstspielflügel


In Andenken an den kürzlich verstorbenen Jürgen Hocker danken wir herzlich für die Zusammenarbeit und die zur Verfügung gestellten Midi-Dateien für Antheils «Ballet Mécanique»



Das von der Freiburger Musikwerkefirma Welte & Söhne 1904 patentierte Verfahren wurde in der Folgezeit von mehreren Firmen weiterentwickelt. Das Spitzenmodell der American Piano Company war der mit dem Ampico-Selbstspielmechanismus ausgestattete Bösendorfer-Flügel. Das hier vorgestellte Instrument wurde 1927 gebaut, 1986 in desolatem Zustand in Belgien erworben, in einjähriger Arbeit restauriert und nach den Wünschen Conlon Nancarrows modifiziert. Nancarrow benutzte zur Wiedergabe seiner «Studies for Player Piano» ausschliesslich das Ampico System. Die Komposition ist auf einen Lochstreifen gestanzt, der während des Abspielens über eine Lochleiste läuft und mit Hilfe von Vakuum 'abgetastet' wird. Dabei lässt sich der Anschlag der Töne mit absoluter zeitlicher Präzision reproduzieren. Komplizierteste Metren und Rhythmen können exakt wiedergegeben werden. «Vertikale Aggregate» (gleichzeitiger Anschlag beliebig vieler Töne auf der gesamten Klaviatur) sowie «horizontale Aggregate» (rasende Arpeggien und Glissandi mit über 100 Anschlägen pro Sekunde) können von diesem Instrument problemlos ausgeführt werden. Die Dynamik ist beim Ampico-System stufenlos von Pianissimo bis Fortissimo regelbar. Auch beide Pedale werden durch entsprechende Lochungen auf der Notenrolle selbsttätig gesteuert.


Durch ein neu entwickeltes Zusatzgerät wurde es möglich, die Flügel auch mit Hilfe eines Computers zu steuern, ohne Veränderungen an den pneumatischen Funktionen vorzunehmen. Dadurch können zwei originale Player Pianos exakt synchronisiert werden. So kann Antheils «Ballet Mécanique» in einmaliger Aufführungspraxis mit zwei originalen Player Pianos aufgeführt werden.


Text von Jürgen Hocker